Heim und zelt
Ulrich roskiDie Welt angeseh'n und hat die Bäder bereist
Auch ich war als Jüngling im lockenden Süden
In Cannes und San Remo und auf den Hebriden
In Zopot und in Knocke und in Juan-Les-Pins
Ich hatte überall meinen Delphin im Bassin
Und wohnte in Hotels mit gold'nen Duschen im Bad
Das alles hatt' ich eines Tages satt
Ich gab dem Armenhaus mein Geld
War nur noch auf mich selbst gestellt
Fuhr meinen Buick in den See
Und ließ den Bentley dem Portier
Ich ging zum Händler und erstand
Ein Mofa dort aus zweiter Hand
Dann fuhr ich barfuß in die Welt
Und reiste nur noch mit dem Zelt
Ich erinnerte mich meiner Pfadfinderzeit
Band den Zeltsack aufs Mofa und war allzeit bereit
Ich hab' auf dem Lande oft wacker geschlemmt
Und dann in der Nacht auf einem Acker gecampt
Eines Morgens dacht' ich: Sperr die Ohren auf, Mann
Hört sich das Geräusch nicht wie ein Mähdrescher an?
Tatsächlich kam da einer auf mich zu durch das Feld
An meinem Zelt ist er zerschellt
Es hält mehr aus als manches Haus
Ist größer und sieht besser aus
Doch wenn man's einrollt, ja, dann hat's
In jeder Westentasche Platz
Ich wollte auf die Insel Kreta
Und kraulte die paar hundert Meter
Ein Zelt im Nacken, wenn man schwimmt
Ist zwar ermüdend, doch es trimmt
Ich habe den Fall von Niagara geseh'n
Und stellte fest, auch die Sahara ist schön
Und ist man verwirrt durch die Fata Morganas
So holt man den Rat eines Mohammedaners
Die trifft man in der Gegend gar nicht selten an
Ich fragte einen, wo man denn hier zelten kann
Er rief voller Zorn: „Du Lump, hier wird nicht geparkt
Ich hab' die Wüste grad' geharkt."
Ich traf auf manches Original
Und hab' gelacht so manches Mal
Und trotzdem hab' ich festgestellt:
Es ist so kühl in meinem Zelt
Für mich allein ist es zu breit
Man lebt viel besser drin zu zweit
Ich geh' und such' mir eine Maid
Das wird ja auch mal endlich Zeit
Ich suche Gesellschaft, darum bin ich hier
Und frage dich, Baby, wie wär's denn mit dir?
Du hast es gemütlich, kannst tagelang ratzen
Doch nicht auf Matratzen, weil die immer platzen
Nimm ruhig ein paar Kissen und das Sofa mit
Das schnall' ich alles hinten auf den Mofasitz
Denn wirkt mein Zelt von außen auch ein bisschen beschränkt
Innen ist es größer als man denkt
Und finden wir dann einen Platz
Dann heißt es: Zupacken, mein Schatz
Dann nimmt die Arbeit ihren Lauf
B-B-B-Baby, bau auf!
Dann nimm den Hammer in die Hand
Und hau den Häring in den Sand
Hau ihn schön tief, damit er hält
Weil sonst das Zelt zusammenfällt
Und wenn es steht, dann zieh'n wir ein
Dann mag es regnen oder schnei'n
Hier dringt kein Hagelschauer durch
Denn mein Zelt ist meine 'Burch'
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