Ein deutsches erwachen
Heinz rudolf kunzeDie Schlachten verloren, den Frieden gewonnen.
Schwamm drüber, Gras drüber, die Sünden verrosten.
Im Westen die Besten, im Osten die Kosten.
Ein deutsches Erwachen kennt nirgendwo Grenzen.
In neuen Stiefeln zu alten Tänzen.
Sie sehen sich doch noch als Letzte, die lachen -
ein unsanftes, böses,
ein deutsches Erwachen.
Zu lange vertröstet, zu lange belogen.
Ein Volk ohne Traum hat nur Nieten gezogen.
Das Kind ist gebrannt, doch es scheut nicht das Feuer -
die Wahrheit zu bitter, die Wünsche zu teuer.
Ein deutsches Erwachen soll jedermann hören,
soll Pierre und Tadeusz im Winterschlaf stören.
Geschichte ist biegsam, wenn Herren sie machen:
Ein spätes, ein dunkles,
ein deutsches Erwachen.
Von Tollwut zerbissen
von Helden zersiegt,
und jeder verdient, was immer er kriegt -
der Himmel mag wissen,
woran Deutschland liegt.
Ein deutsches Erwachen aus schlaflosen Banden.
Schon wieder mit dem falschen Fuß aufgestanden.
Macht Freunde zu Fremden und Fremde zu Sachen -
ein altes, ein kaltes,
ein deutsches Erwachen.
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