Drei stühle
Reinhard meyRot glühend, doch du spürst ihn kaum,
Die Abendkühle kriecht über den Steinboden herein.
Ein dürrer Rauch steigt zur Decke empor,
Ein kühn geschwung'nes Ofenrohr,
Die nackte Glühbirne taucht den Raum in fahlen Schein.
Ein alter Fernseher flackert schwarzweiß.
Die Männer sitzen verstreut im Kreis
Und immer in diesem Gebilde aus drei Stühl'n:
Einen, da stehn die Füße drauf,
Einen, da lehnt der Arm sich auf,
Den dritten, zum drauf Sitzen, um sich im Gleichgewicht zu fühl'n.
Mit dem verwitterten Gesicht,
Kiriakis, der nie ein Wort spricht,
Der seinen Arm beim Dynamitfischen verlor,
Der wie ein Gummiball hüpft und springt,
Wenn nur ein Ton Musik erklingt.
Und wirft den leeren Ärmel im Triumph empor.
Gianis weiß längst über dich Bescheid
Und breitet seine Arme weit,
Ohne ein Wort von deiner Sprache zu verstehn.
Durch Brillengläser, die so blind
Wie Glas im Meer geworden sind,
Kann er dir tief bis auf den Grund der Seele sehn.
Da ist kein Mißtrauen, da ist kein Neid.
Und da ist Frieden, da ist Zeit.
Der Wirt, der mit den dicken Kaffeetassen klirrt.
Nichts ist Berechnung, nichts bedacht,
Alles aus Freundlichkeit gemacht
Das ist ein Ort, an dem Dein Herz gesunden wird.
Blau weißes Tischtuch, frisches Brot,
Leise tuckerndes Fischerboot,
Ein Teller Apfelscheiben und ein Becher Wein.
Vielleicht bleib' ich irgendwann hier -
Jedenfalls arbeit' ich schon an mir,
Um auch mit nur drei Stühlen zufrieden zu sein!
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