Gerhard schöne

Lebendig tot

Gerhard schöne
Manchmal ist man nicht erst tot, wenn das herz aufhoert zu
Schlagen,
Wenn sie einen auf der barre in den kuehlraum tragen,
Nicht erst, wenn die hand das letzte mal ins leere krallt,
Nicht erst, wenn 'ne schaufel erde auf'n sargdeckel knallt.

Manchmal ist man laengst schon tot, obwohl man noch spazieren
Geht,
Eigentlich schon unter'm rasen, obwohl man noch den rasen maeht,
An der fernbedienung spielt, sich mit sonnenoel einreibt,
Noch geburtstagskarten kriegt und selbst geburtstagskarten
Schreibt.

Ref.:
Nur noch leere muscheln, nur noch schoener schein.
Ist es nicht das schlimmste - lebendig tot zu sein?

Manchmal kann es ganz schnell gehen, wenn der aufstieg nur
Noch zaehlt,
Wenn man etwas sagen muesste, aber doch die schnauze haelt.
Katastrophenmeldung, lottozahlen, actionfilm anguckt
Und das ganze unverdaut mit einem bierchen 'runterschluckt.

Manchmal stirbt man, wenn man voellig arglos eine fliege
Quaelt.
Manchmal stirbt man, wenn man grinsend einen judenwitz erzaehlt.
Manchmal stirbt man, weil die watte einem aus den ohren quillt.
Manchmal stirbt man daran, dass man immer seine pflicht erfuellt.

Ref.:
Nur noch leere muscheln...

Wenn man mitkriegt, dass man tot ist, muss man laut um hilfe
Schrei'n.
Manchmal haucht ein gott persoenlich einem nochmal leben ein.
Manchmal schickt er einen engel, der die herzmassage macht,
Bis die traenen wieder fließen und das herz im leibe lacht.

Oh, dass ist das groeßte wunder, wenn ein toter aufersteht,
Wenn die leichenstarre endet und in leben uebergeht.
Wenn die brust vor schmerz und freude, glueck und trauer wieder
Bebt,
Wenn die augen wieder schauen und das antlitz wieder lebt.

Ref.:
Sanfte, weiche muscheln, heller lichterschein.
Ist das nicht das groeßte - von tod erwacht zu sein?

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