Prolog zu einem märchen
Goethes erbenDie Welt in Weiß gehüllt
Sie steht still
Nur ich bewege mich,
beobachte und erzähle:
Nach dem Feuer kam die Kälte
Der Frieden ist menschenleer
Alle Könige sind verbrannt
Die Dummheit ist erfroren
Diesmal starben beide Brüder
Bevor ihre Frauen starben
gebaren sie zwei neue Wesen,
sie hatten Flügel
Eines dieser Abkömmlinge war in schwarze Federn gehüllt,
ein schwarzer Schwan
mit leuchtend gelben Augen
Das zweite Wesen
glich einem Menschenkind
nur besaß es zwei weiße Flügel
und tief rote Augen
Der Schwan wurde von weißen Schwänen aufgezogen
Das Kind mit Flügeln von einer weißen Wölfin und einem weißen Adler
gesäugt, beschützt und im Fliegen unterrichtet
Nur die Tiere die weiß waren
konnten in der kaltweißen Welt überleben
Die Chancen für den schwarzen Schwan standen also schlecht
und doch wuchs er heran
zu einem wunderschönen schwarzen Schwan
Beide waren etwas Besonderes
Der Schwan weil er nicht weiß war
und das Kind mit Flügeln
weil es kein Mensch und
auch kein Tier zu sein schien
Getrennt wuchsen sie heran
Der schwarze Schwan
war nach kurzer Zeit erwachsen
Das Kind mit Flügeln
ließ sich Zeit zu wachsen
Kostete die Jugend in vollen Zügen aus
blieb noch länger einfach Kind
Jahr um Jahr zog ins Land
die Welt blieb weiterhin in Weiß gehüllt
das Leben wartet